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... Geologisches über den Eiszeitlichen Erlebnispfad

 

Was bleibt übrig vom Stein?

 

Zum vergrößern bitte klickenAuch dieser Stein wurde vor ungefähr 160000 Jahren von einem Gletscher aus Skandinavien bis in die heutigen Brelinger Berge verfrachtet. Gleich, ob er von einer Felswand auf die Gletscheroberfläche stürzte oder vom Eis aus dem Untergrund herausgebrochen wurde und dann eine Wegstrecke im Inneren des Eises zurücklegte, so wurde er doch während seines Transportes offensichtlich aufgrund seiner kantengerundeten Form heftig traktiert. Gesteine, die nur im Inneren des Eises transportiert wurden, erlitten keine nennenswerten Deformationen. Erst der Kontakt mit dem auf der Basis des Gletschers mitgeführten Steinschutt bewirkt eine mechanische Zerstörung entlang der Klüfte und Mineralgrenzflächen.

Die am Gletschergrund festgestellten Schmelzwassertunnel waren bis zu 100 km lang. Je nach Tiefe und Ausbildung unterscheidet man verschiedene Rinnentypen: Tunneltäler sind in der Regel 5-15 m tief. Langgestreckte Erosionsformen mit Tiefen zwischen 100 und 400 m werden Rinnen genannt. Fjorde erreichen dagegen Tiefen von mehr als 1000 m.

Tunneltäler traten bevorzugt im Randbereich des Eises auf. Dort, im Abschmelzbereich des Eiskörpers, variiert der Wasseranfall im Lauf der Zeit stark. Die Kraft des Wassers verwirbelt die steinigen Festkörper und bewirkt die sich gegenseitig abschmirgelnden Formveränderungen. Faustgroße Granite wogen nach 25 km Transport im Schmelzwasserstrom kaum noch mehr als die Hälfte.

Der Geologe Kurt-Dietmar Schmidtke nimmt an, dass die Findlinge, auch erratische Blöcke genannt, vor dem Transport die 3-6fache Größe besaßen.

Die vom Eis verursachte mechanische Abtragung von Felsgestein (glaziale Denudationsrate) wird für einen Zeitraum von 1000 Jahren mit 700-2900 mm angegeben; dieser Wert gilt auch für die heute in den Alpen noch vergletscherten Becken. Dagegen liegen die heute vom Eis nicht beeinflussten Denudationsraten zwischen 40-270 mm/Jahr.

Die mittlere Vorstoßgeschwindigkeit der fließenden Eismassen der letzten Eiszeit (Weichseleiszeit - erreichte unser Gebiet nicht) lag zwischen 75 und 150 m/Jahr. Die Eismassen der für die Wedemark relevanten Saaleeiszeit bewegten sich aufgrund ihrer größeren Mächtigkeit schneller, etwa 100 m/Jahr. Das bedeutet, dass unser Eis 1000 m in 10 Jahren zurücklegte oder anders gesagt, für die von Skandinavien zurückgelegte Wegstrecke von etwa 1000km bis hierher brauchte unser Stein 10000 Jahre.

Unterstellen wir, dass dieser Stein erst am Ende der Saale-Eiszeit abgesetzt wurde, so lag er doch immerhin 150000 Jahre in den Brelinger Bergen. Was geschah mit ihm? War er den Einflüssen der Verwitterung ausgesetzt, unterlag er nicht nur der physikalischen, sondern auch der chemischen Verwitterung? Wieviel Substanz hat er in dieser Zeit verloren? Wie groß war er anfangs?

Verwendet man die glaziale Denudationsrate von 700 mm/1000 Jahren und unterstellt, dass er die Hälfte seiner Wanderung im Eis verbrachte, so müsste der Stein etwa 3,5 m dick gewesen sein; addieren wir noch einen Massenverlust durch Verwitterung von 1m/150000 Jahren hinzu plus seine heutige Größe von ca. 1m, so dürfte er 5,5 m groß gewesen sein. Nun, unser Stein war lange unterwegs und hat eine Menge erlebt.