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Eiszeit oder Heißzeit ?

 

Einführung

Wurde noch vor einigen Jahrzehnten von Quartärforschern die Frage nach der nächsten Eiszeit diskutiert (z. B. IMBRIE & PALMER 1981, MARCINEK 1982, SCHWARZBACH 1988), so hat sich seitdem die gegenteilige Meinung in den Vordergrund geschoben, nämlich die Erwärmung der Atmosphäre durch den Treibhauseffekt. Eine drohende Klimakatastrophe wird postuliert, Wissenschaftler und Politiker fühlen sich aufgerufen, die Welt zu retten. Dabei wird immer wieder behauptet, die Wissenschaftler seien sich einig bis auf einige Außenseiter, die als „Klimaskeptiker” oder gar „Klimaleugner” diffamiert werden. Schon im Jahre 2000 haben jedoch 40 mit paläoklimatologischen Fragen beschäftigte Geowissenschaftler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, des damaligen Niedersächsischen Landesamtes für Bodenforschung und des Instituts für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben in Hannover im Buch „Klimafakten” (BERNER & STREIF 2004) ein wesentlich differenzierteres Bild gezeigt.

Quartärforschung war stets mit paläoklimatologischen Aussagen verbunden, lange bevor das Thema in die Schlagzeilen geriet. Außerhalb der Geowissenschaften hat das aber nur wenig interessiert, nun sind Politik und Öffentlichkeit alarmiert. Was ist davon zu halten? Worin liegen die Ursachen der gegenwärtigen Klimaveränderungen und wohin geht die Reise?

Im Prinzip gibt es zwei Wege zur Vorschau: Modern ist die Modellierung, d.h. mittels aufwändiger Computerprogramme Szenarios der zukünftigen Entwicklung zu entwerfen. Deren Zuverlässigkeit kann man mit Wahl- oder Wirtschaftsprognosen vergleichen: sie können stimmen oder auch nicht. Der andere Weg ist, aus der Klimaentwicklung der Vergangenheit auf die zukünftige zu schließen, ohne prophetische Gewissheit, aber basierend auf Fakten der Erforschung quartärer Sedimente. Namentlich in organogenen Ablagerungen sind durch die darin enthaltenen pflanzlichen und tierischen Fossilien auch die jeweiligen Temperaturverhältnisse dokumentiert. In jahreszeitlich geschichteten Ablagerungen kann man auch die absolute Dauer der betreffenden Zeitabschnitte abzählen.

Warmzeitliche organogene Sedimente machen aber nur rund 10% der quartären Zeitskala aus, kaltzeitliche minerogene Ablagerungen den weitaus größeren zeitlichen und mengenmäßigen Anteil. Deren Gliederung und Erforschung ist nicht minder wichtig, besonders der glaziären Schichten: Wie viele Eisvorstöße gab es, wie weit reichten sie, wie sind sie zu korrelieren und wie schnell kamen und schwanden die Gletscher? Zur Klärung dieser Fragen hat nicht zuletzt die Geschiebekunde beigetragen, die „Mutter der Quartärgeologie”, und daher ist es angebracht, auch in dieser Zeitschrift einmal einen Bericht zur laufenden Klimadiskussion zu geben.